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DJ bringt Kindern das Auflegen bei

16.05.2021

DJ bringt Kindern das Auflegen bei

Ein Ludwigsburger DJ bietet über das Internet Kurse für Kinder an. Die lernen schneller als die Großen.

Menschen bewegen sich in Clubs zu wummernden Beats, es herrscht ausgelassene Stimmung, ein DJ heizt den Feierwütigen mächtig ein. Dieses Szenario klingt wie aus einer fernen Zeit. Diskotheken sind von der Öffnung so weit entfernt wie viele Tresen nach einer durchzechten Nacht vom Prädikat keimfrei. Das trifft Bar- und Discobesitzer, Personal und auch diejenigen, die für die Stimmung sorgen: die DJs.

Karl Boltz hat sich 15 Jahre lang die Nächte hinter dem DJ-Pult um die Ohren geschlagen. Weil das Geschäft in den Clubs immer mühsamer wurde, verlegte er sich mehr auf Hochzeiten, Geburtstage und sonstige Feiern. „Aber auch da ist momentan nichts los“, sagt Boltz.

Beschallung für Demos

Ihm helfen staatliche Hilfen über die Runden außerdem vermietet er mobile Beschallungsanlagen – beispielsweise für Demos – und hilft Kunden dabei, Konferenzsysteme einzurichten.

Wäre Corona nicht, wäre er aber bei dem geblieben, was ihm wirklich Spaß macht: DJ sein.
Was dem 37-jährigen davon geblieben ist, ist seine DJ-Schule Flipware in Ludwigsburg. Bis zu 30 Schüler hatte er dort jeden Monat unterrichtet, immer nur einzeln. Aber selbst das sei in der Pandemie nicht wirklich möglich gewesen. Deshalb hat sich Boltz wie so viele ins Netz verlegt. Immerhin ein paar Schüler unterrichtet er dort noch. Und die werden immer jünger. „Auf mich kamen immer mehr Eltern zu und haben gefragt, ob ihre Kinder das nicht auch lernen können“, sagt Boltz. Kinder ab acht Jahren können, „darunter wird es schwierig“.

Was ein guter Discjockey mitbringen muss? „Spaß an der Musik“, sagt Karl Boltz, Rhythmusgefühl schadet auch nicht, aber das könne man sich auch ein Stück weit antrainieren. Wie schnell seine jüngsten Schüler lernen, das hat Karl Boltz ziemlich überrascht. „Die Grundlagen haben die Kinder schon nach drei bis vier Stunden drauf“, sagt er. „Ich dagegen habe immerhin drei Jahre dafür gebraucht.“ Und das, obwohl er jahrelang Klavier gespielt hat.

Ein Instrument zu spielen, sei noch einmal was ganz anderes, als Platten aufzulegen, aber in der Theorie hätte DJ-ing und Musizieren viel gemeinsam: Harmonie, Takt, Rhythmus, ein geschultes Gehör – all das seien wichtige Fähigkeiten, die ein Platten-Artist mitbringen sollte. Deshalb tun sich Kinder, die ein Instrument gelernt haben, leichter mit dem Einstieg - das ist aber keine Voraussetzung, um das DJ-ing zu erlernen. Billig ist der Spaß gleichwohl nicht. „Ein Laptop hat zwar jeder“, sagt Boltz, einen sogenannten DJ-Controller braucht es aber auch und seit Corona eine Webcam und eine Soundkarte für die Onlinekurse. Die Software ist zwar umsonst, 250 bis 350 Euro müssen die Schüler zu Beginn aber berappen.

Keine Platten gehen mehr kaputt

Dass inzwischen keine riesigen Plattensammlungen mehr notwendig sind und die Tonträger beim ersten scratchen nicht gleich kaputt gehen, habe die Hürden, sich mit dem DJ-Handwerk zu beschäftigen, stark gesenkt. „Auch die Software vereinfacht vieles“, sagt Boltz, der das Takte zählen noch mit der Stoppuhr gelernt hat. Mittlerweile zeigt das der Computer an.

Zum DJ-Sein gehöre aber mehr als das Wissen um die Technik: Zum Beispiel, wie man vernünftig und richtig mit dem Publikum umgehe. Das sei sowohl bei der Arbeit im Club als auch bei einer Familienfeier wichtig. Letzteres sei sogar eher Pflicht als Kür. „Eine Masse von 5000 Leute auf einem Festival kann jeder bewegen, aber an einem Sonntagnachmittag 50 Leute auf einem Geburtstag zum Tanzen zu bringen, das ist die große Kunst.“

Boltz ist der Meinung, dass Plattenauflegen Kindern ganz ähnlich weiterbringen kann wie beispielsweise ein Vereinssport. Es stärke das Selbstbewusstsein, fördere die Konzentration und könne auch bei der Frustbewältigung helfen. Der Großbottwarer nimmt allerdings nicht jeden als Schüler an. „Den Leuten sollte es darum gehen, Spaß an der Musik und an der Reaktion des Publikums zu haben“, sagt Boltz. Vor Corona hat er seine Schüler auch mal mit auf Partys oder in die Clubs genommen. Das vermisst er ein bisschen, viel wichtiger für ihn als Unternehmer ist es aber, dass bald wieder private Feiern und Firmenevents stattfinden könnten. Und natürlich hofft Boltz, dass irgendwann wieder mehr Leute seine Kurse buchen. „Viele meiner älteren Schüler haben es aufgrund von Kurzarbeit oder Jobverlust erst mal sein lassen“, sagt Karl Boltz.

(Quelle: geschrieben von Redakteur Michael Bosch – Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten / Foto von Simon Granville)

Ein großes Dankeschön an die Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten und Marbacher Zeitung für die Veröffentlichung dieses Artikels.

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